Egli Fokus: Meinrad, was waren die Highlights während deiner Amtszeit?
Meinrad Pfister: Gleich zu Beginn meiner Präsidialzeit gelang es, gegen massiven Widerstand, die Waaggebühren von 3 auf 1 Franken zu reduzieren. Dies brachte uns Produzenten eine Reduktion der Abzüge von jährlich 5 Millionen Franken ein. Ein weiterer Meilenstein war die Umsetzung des Gesundheitsprogrammes mit dem Behandlungsjournal (EBJ). Dies forderte von uns Produzenten zwar einen Mehraufwand, welcher aber in der Aufbauphase entschädigt wurde. Heute haben wir als einzige Tiergattung saubere und verlässliche Daten rund um den Medikamenteneinsatz. Dies schützt uns vor unsachgemässer Kritik, und das EBJ ist gleichzeitig ein ausgezeichnetes Managementtool für die Betriebsführung. Weitere Highlights waren die verstärkte Zusammenarbeit mit dem Schweizer Bauernverband, wo Suisseporcs heute im Vorstand mitarbeiten kann, die Bewältigung des Vollspaltenverbotes mit all den Gefahren eines möglichen Marktversagens sowie der Beschluss, auf PMSG (PG 600) zu verzichten.
Die Öffentlichkeitsarbeit war dir auch immer ein grosses Anliegen.
Genau. Der Aufbau und die Finanzierung von SAUGUT! als Basismarketing war ein Gemeinschaftswerk der Produzenten mit den Abnehmern und Vermarktern. Suisseporcs ist heute bei den Medienschaffenden weitgehend bekannt und respektiert. So sagte eine Journalistin, Suisseporcs sei in der Kantine von Fernsehen SRF unter den Mitarbeitenden ein Begriff. Dies erachte ich als ein Kompliment.
Das letzte Jahr war ein Krisenjahr für die Schweinebranche. Wie kam es dazu, und was müssen wir aus dieser Krise lernen?
Durch den coronabedingten Wegfall des Einkaufstourismus stieg der Absatz von Schweizer Schweinefleisch und damit auch die Produktion. Nach der Rückkehr des Einkaufstourismus im Sommer 2022 hatten wir schlagartig eine massive Überproduktion, welche zum bekannten Marktversagen führte, mit gravierenden Folgen. So etwas darf sich nicht wiederholen! Dies war eine grosse Belastung für unsere Produzenten und führte zu einem gewaltigen Imageverlust unseres hochwertigen Produkts Schweinefleisch.
Die Suisseporcs will zukünftig nicht mehr als 90 % des inländischen Verbrauchs an Schweinefleisch produzieren. Weshalb die 90 %, und wie erreicht die Schweinebranche dieses Ziel?
90 % deshalb, weil wir wissen, dass wir nur so kostendeckende Preise erzielen können und dies sicherstellt, dass es der ganzen Wertschöpfungskette gut geht. Die Arbeitsgruppe Schweinemarkt arbeitet an möglichen Lösungen. Dabei wurden insgesamt 11 Vorschläge geprüft. Ein neues Modell der Preisfestlegung für Mastjager wird aktuell vertieft ausgearbeitet. Der Mastjagerpreis soll früher und heftiger auf Über- und Unterproduktion in Abhängigkeit des Schlachtsauenpreises reagieren. Weiter werden mit Abnehmern und Proviande mögliche Mengenplanungsmodelle geprüft. Im Verlaufe des Jahres werden wir informieren können.
Die Unabhängigkeiten der Produzenten ist uns (Egli-Mühlen AG) sehr wichtig, und deshalb verzichten wir konsequent auf das Lohnmastsystem. Wir erachten dieses Geschäftsmodell als ein wichtiges Element, welches zu Überproduktion führt. Wie beurteilst du dies?
Unabhängigkeit ist für erfolgreiche Unternehmen eine goldige Regel, dies sollte auch für Schweinebetriebe gelten. Suisseporcs stört sich an solchen Abhängigkeitsmodellen, seien es Lohnmasten oder finanzielle Abhängigkeiten von der Futtermittelindustrie oder dem Handel. Schlussendlich entscheidet der Betrieb selbst, mit all den Konsequenzen. Wir schätzen es sehr, wenn Unternehmen freiwillig auf solche Finanzierungsmodelle verzichten und den Strukturwandel damit nicht behindern.
Welche Möglichkeiten gibt es, das Lohnmastmodell einzuschränken?
Grundsätzlich herrscht in der Schweiz die Gewerbefreiheit, und Lohnmast ist nichts Illegales. Eine Möglichkeit ist der freiwillige Verzicht, wie es die Egli-Mühlen AG macht. Damit kann sich ein Unternehmen auch profilieren.
Was wünschst du der Schweinebranche für die Zukunft?
Wir müssen als Branche eine Lösung finden, um den Selbstversorgungsgrad um die 90 % zu stabilisieren. Ich wünsche mir mehr Mut in der Branche für Veränderungen, um mehr agieren und weniger reagieren zu müssen. Veränderungen bringen bei allen Ängsten auch immer Chancen mit sich, welche genutzt werden können. Und zu guter Letzt: Geben wir der jungen Generation mehr Mitsprache. Sie sollen und müssen ihre Zukunft selber gestalten können. Sie müssen sich dazu aber auch für die Mitarbeit zur Verfügung stellen, beispielsweise in Suisseporcs-Gremien!
Wie geht es für dich persönlich weiter?
Es war eine intensive und schöne Zeit bei Suisseporcs, welche ich als sehr bereichernd erlebte. Nun werde ich mich um meine eigenen Zukunftsprojekte rund um Schweine und erneuerbare Energien kümmern.
Meinrad, herzlichen Dank für das Gespräch. Wir wünschen dir für deine «Nach-Suisseporcs-Zeit» alles Gute.