Schweine

Mastschweine von Duroc-Vätern bringen weniger MFA Potential und fressen mehr

Egli Fokus im Interview mit Adrian Albrecht, Leiter Geschäftsbereich Zucht bei der SUISAG.

12. Mai 2022

Steigende Rohstoffpreise und damit verbunden steigende Futterpreise bereiten auch der Schweinebranche grosse Sorgen. Die Futterkosten bestimmen einen bedeutenden Anteil der Gesamtkosten in der Schweinemast. Die Futterverwertung ist damit ein entscheidender Faktor für die erfolgreiche Schweineproduktion. Ein Mastschwein benötigt für ein Gramm Fettzuwachs viermal mehr Energie als für ein Gramm Proteinzuwachs. Endstufeneber, welche hohe Magerfleisch- Anteile vererben, sind somit bezüglich Futterverwertung im Vorteil. Egli Fokus sprach mit Adrian Albrecht, Leiter Geschäftsbereich Zucht bei der SUISAG, über Zielkonflikte in der Züchtung von Vaterlinien für die Endprodukteprüfung.

Wie unterscheiden sich die Endstufen Vaterlinien in der Endprodukteprüfung (EPP) hinsichtlich Mastkriterien?
Adrian Albrecht: Insgesamt werden vier Endstufeneber über den KB-Einsatz eingesetzt. Premo, Duroc, Pietrain und bei der Rasse Duroc wird auch noch Proax angeboten, welcher züchterisch nicht durch die SUISAG bearbeitet wird. In der EPP werden systematisch alle neuen KB-Endstufeneber geprüft. Dabei stehen die Bedürfnisse der Mäster, Abnehmer und Konsumenten im züchterischen Fokus, d.h. Zunahmen, Futterverwertung, Fleischigkeit und Fleischqualität. Die Resultate aller aktiven KB-Eber der SUISAG sind monatlich publiziert unter www.suisag.ch/genetik/leistungspruefungen. Die leistungsmässigen Stärken von Premo liegen bei guten Zunahmen, der tiefen Futterverwertung, einer hohen Fleischigkeit und sehr guter Fleischqualität. Duroc bringt ebenfalls zuwachsstarke Mastschweine mit guter Fleischqualität. Die MFA sind im Durchschnitt aber tiefer als bei den anderen Rassen, und die Mastschweine brauchen vergleichsweise mehr Futter. Pietrain hat ein etwas anderes Profil, wächst langsamer, hat aber eine gute Futterverwertung und Fleischigkeit. Die Schwäche liegt eher bei der Fleischqualität.

Bei unseren Kunden stellen wir fest, dass vermehrt «farbige» Schweine eingestallt werden. Stimmt unsere Feststellung?
Ja, die Feststellung ist korrekt. In den letzten zwei Jahren ist der Marktanteil von Duroc auf rund 35 % angestiegen, und es wurde auch etwas mehr Pietrain eingesetzt. Aktuell dürfte knapp die Hälfte der Mastschweine in der Schweiz einen Premo-Vater haben, gefolgt von Duroc und Pietrain. Zu bedenken ist zudem, dass immer noch rund 20 % der Schlachtschweine von Natursprungebern abstammen; diese sind genetisch eine Blackbox. Erwiesenermassen wird die Mast und Schlachtleistung durch den Einsatz von geprüften Endstufenebern entscheidend beeinflusst. Dort liegt noch grosses Verbesserungspotenzial.

Welches sind nach Ihrer Ansicht die Gründe für diese Entwicklung?
Der Hauptgrund dürfte sicher die in zahlreichen Mastbetrieben steigenden Abgänge infolge HIS sein. Die multifaktorielle Krankheit HIS gibt es schon lange, sie ist aber aufgrund der Komplexität wenig erforscht. In einem Pilotversuch im Feld wurde festgestellt, dass bei Premo eine grössere Streuung von HIS-Abgängen- gegenüber Duroc aufgetreten ist. Die Genetik ist jedoch nur einer der Einflussfaktoren. Zurzeit läuft ein umfassendes wissenschaftliches Projekt, um das Auftreten von HIS besser zu verstehen.

Gibt es auch Nachteile beim vermehrten Einsatz von Duroc als Endstufeneber?
Ja, jede Genetik hat Vor- und Nachteile. Tiefere MFA-Erlöse und höhere Futterkosten sind sicherlich für den Mäster die offensichtlichsten Nachteile. Der MFA wird durch die Endstufengenetik bezüglich genetischen Potenzials bestimmt, ist aber immer auch von der Fütterung abhängig. Mit der Reduktion der Eiweissversorgung steigen die Anforderungen an die Zusammensetzung der Aminosäuren im Futter (siehe online Egli Journal). Mastschweine von Duroc-Vätern bringen weniger MFA-Potenzial mit und fressen etwas mehr. Zudem hört man aus dem Feld auch eher wieder von Problemen bezüglich Oedemkrankheit, teilweise auch bezüglich Absetzdurchfall. Beim Coli-Erreger CF18 ist das resistente Allel bei Duroc weniger verbreitet als z.B. bei Premo. Die Coli-Resistenzzucht bei den farbigen Rassen konnte in den letzten Jahren weniger konsequent umgesetzt werden, weil der Zuchtfortschritt mit Genetikimporten erfolgt und das im Ausland bisher im Gegensatz zum Schweizer Zuchtprogramm nicht bearbeitet wurde. Inzwischen ist aber auch bei Duroc ein gezielterer Einsatz möglich.

Was ist für die SUISAG die grösste Herausforderung bezüglich Endstufeneber?

Die Vaterlinien-Eberzucht findet nur auf sehr wenigen Betrieben statt. Diese Eberzüchter leben vom Verkauf von KB-Ebern und vom Deckeberverkauf. Diese Kernzuchtbetriebe leisten sehr viel Zuchtarbeit, haben aber wirtschaftlich zu kämpfen. Warum? Heute werden in vielen Mastferkelerzeugerbetrieben selbst Natursprungeber aufgezogen und eingesetzt, anstatt einen Top-Endstufendeckeber zu kaufen. Das ist zwar aufgrund der Nutzungsbedingungen beim Spermakauf nicht gestattet, wird aber doch rege gemacht und gefährdet auf lange Sicht das ganze Schweizer Zuchtprogramm.

Zum Schluss ein Blick nach vorne. Wie würden Sie Ihr «perfektes» Mastschwein der Zukunft beschreiben?

Das «perfekte» Mastschwein leistet optimale und nicht maximale Zunahmen, hat dafür aber beste Futter- und Proteineffizienz. Dazu ist es gesund, vom Ferkel bis an den Schlachthaken, und es überzeugt mit der hohen Fleischqualität schlussendlich die Konsumierenden. Für bewusste Fleischesser wird die Produktequalität und eine verantwortungsvolle Tierhaltung künftig noch wichtiger werden. Die Genetik ist nur ein Puzzle-Teil, um diesen Anforderungen auch in Zukunft gerecht zu werden.

Egli Fokus Grafik Schweine Duroc
Durchschnittliche Nachkommensleistung aus der Endprodukteprüfung der aktiven SUISAG KB-Eber nach Eberrasse, Stand 01.04.2022
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