Egli Welt

Ewigkeits-Chemikalien in der Landwirtschaft

In die Umwelt freigesetzte PFAS stellen ein potenzielles Risiko für die menschliche Gesundheit dar. Diese als Ewigkeits-Chemikalien bezeichnete Stoffgruppe wird seit den 1970er-Jahren im grossen Umfang eingesetzt. 2022 wurden Schweizer Böden erstmals auf die Belastung mit PFAS untersucht. Seither rückt das Thema in den Fokus der Politik und der Bevölkerung. Doch was bedeutet das konkret für Landwirte? Egli-Fokus hat die wichtigsten Fakten zusammengetragen.

14. Mai 2025

Was sind PFAS?

PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen) sind langlebige chemische Stoffe, die aufgrund ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften sowie Beständigkeit gegen hohe Temperaturen in zahlreichen Industrie- und Konsumprodukten Verwendung finden. So zum Beispiel in wasserabweisenden Regenjacken, teflonbeschichteten Bratpfannen oder in Löschschaum. PFAS wurden bereits 1940 entwickelt und sind seit Jahrzehnten in etlichen Produkten des täglichen Gebrauches enthalten. Sie stehen nun im Verdacht, negative Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit zu haben.


Wie gelangen PFAS in landwirtschaftlich genutzte Böden?


Als Hauptquelle für PFAS in landwirtschaftlichen Böden wird die jahrzehntelange Nutzung von Klärschlamm als Düngemittel vermutet. Wie man heute weiss, enthalten industrielle Abwässer und Haushaltsprodukte PFAS, welche sich bei der Abwasserreinigung im Klärschlamm von Kläranlagen anreichern. In der Schweiz wurde die Verwendung von Klärschlamm als Dünger 2006 verboten, doch die langlebigen Eigenschaften der PFAS sorgen dafür, dass sie bis heute in den Böden nachweisbar sind. Auch in Grundwasser und Oberflächengewässern sind PFAS nachweisbar, wobei die gesetzlichen Grenzwerte derzeit meist eingehalten werden. Eine wichtige Quelle für PFAS im Grundwasser ist die Verwendung von PFAS-haltigem Feuerlöschschaum.


Welche Auswirkungen haben PFAS auf Nutztiere und Futtermittel?


Es hat sich gezeigt, dass erhöhte PFAS-Werte im Fleisch oder in der Milch mit erhöhten Werten im Boden und im Wasser einhergehen. Tiere können über kontaminierte Futtermittel und Wasser PFAS aufnehmen und in tierischen Produkten wie Fleisch, Milch und Eiern anreichern. Für kommerzielle Kraftfutter gibt es allerdings keine Hinweise auf erhöhte PFAS-Gehalte. Mischungen aus verschiedenen Einzelfuttermitteln und unterschiedlichen Herkünften reduzieren das Risiko und sorgen für eine Verdünnung möglicher Belastungen.

In Untersuchungen im Kanton St. Gallen wurden erhöhte PFAS-Werte in Milchproben festgestellt, was darauf hindeutet, dass die Stoffe durch lokale Futterpflanzen und Wasser in die Nahrungskette gelangen können.

Grafik PFAS
In diesen Produkten können PFAS stecken.

Welche gesetzlichen Rahmenbedingungen und Regulierungen gibt es?

Verschiedene Kantone untersuchen zurzeit die PFAS-Belastungen der Böden. Für den Umgang mit PFAS-belasteten Böden gibt es noch keine Vorgaben auf Bundesebene. Der Bund ist hingegen für die Gesetzgebung im Bereich der Lebensmittelsicherheit zuständig. So wurden in der Schweiz 2024 mit einer Übergangsfrist von nur sechs Monaten neue Höchstgehalte für PFAS für bestimmte Lebensmittel eingeführt.

Für Eier, Fleisch, Fisch, Krebstiere und Muscheln gelten seit Anfang 2024 Höchstgehalte für die wichtigsten PFAS. Für Milch und Milchprodukte gibt es noch keine gesetzlichen Höchstgehalte.

Bei der Umsetzung neuer Höchstgehalte gilt es, der Landwirtschaft angemessene Übergangsfristen zu gewähren und betroffenen Landwirtschaftsbetrieben Unterstützung bei der Umsetzung neuer Massnahmen zu bieten. Auf Bundesebene laufen deshalb Diskussionen, die Übergangsfrist für die Einhaltung der neuen PFAS-Höchstwerte für tierische Lebensmittel auf fünf Jahre zu erhöhen.

Auch wird verlangt, beim Erlass neuer
Höchstwerte die Auswirkungen auf betroffene Landwirtschaftsbetriebe sorgfältig zu beurteilen. Der Bundesrat hat zudem den Auftrag erhalten, zu prüfen, ob es einen nationalen PFAS-Aktionsplan braucht. Ein einheitliches nationales Vorgehen ist wichtig, damit schweizweit gleiche Massnahmen gelten und kantonale Unterschiede vermieden werden. Zudem gibt es Bestrebungen auf EU-Ebene, ein umfassendes Verbot von PFAS zu erlassen.


Fazit


PFAS stellen nicht nur eine Herausforderung für die Landwirtschaft, sondern für unsere gesamte Gesellschaft dar. Die Unsicherheit ist gross. Noch sind das Ausmass und die Auswirkungen von PFAS-belasteten landwirtschaftlichen Böden nicht genau bekannt. Die Einhaltung gesetzlicher Grenzwerte ist wichtig, um das Vertrauen der Konsumenten für Schweizer Produkte zu erhalten. Die Landwirtschaft ist auf angemessene Übergangsfristen und Unterstützung in der Umsetzung neuer regulatorischer Vorgaben angewiesen, um langfristige Probleme zu vermeiden.

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