So wie für die Beurteilung der Nachhaltigkeit der Mobilität der CO2-Ausstoss pro gefahrene Kilometer das Kriterium ist, so sind in der Nutztierhaltung der Ausstoss an Phosphor, Stickstoff und Methan entscheidend.
Ohne Phosphor kein Leben
Phosphor ist ein bedeutungsvoller Mineralstoff für Mensch, Tier und Pflanzen. Phosphor ist für das Pflanzenwachstum ein unentbehrlicher Nährstoff und muss dem landwirtschaftlich genutzten Boden regelmässig zugeführt werden. Phosphor in Kot und Harn der Nutztiere ist ein Naturdünger und wird durch das Ausbringen der Gülle durch landwirtschaftliche Kulturen rezykliert.
Der Boden speichert Phosphor und gibt diesen über Jahre an Pflanzen wieder frei. Seit rund 20 Jahren gilt für Schweizer Bauern und Bäuerinnen der gesetzlich verankerte Grundsatz, dass nur so viel Phosphor ausgebracht werden darf, wie die Pflanzen durch ihr Wachstum dem Boden wieder entziehen. Dieser Umstand ist leider einer breiten Bevölkerung nicht bekannt.
Erfolgreicher Egli-Fütterungsversuch
Die Schweizer Tierhalter haben in den letzten 30 Jahren mit grossen Anstrengungen die Ökoeffizienz beim Phosphor ständig erhöht. Bereits 1991 führte die Egli Mühlen AG in Zusammenarbeit mit dem Eidgenössischen Forschungsinstitut Posieux einen wegweisenden Fütterungsversuch mit Schweinen durch. Erstmals wurde in der Schweiz dem Futter ein in der Natur vorkommendes Enzym (Phytase) zugesetzt. Mit Hilfe dieses natürlichen Biokatalysators im Futter können Schweine den in Futterpflanzen gebundenen Phosphor besser verwerten. Dasselbe gilt auch für Hühner. Der Phosphorgehalt im Futter konnte so deutlich gesenkt werden und die Schweine erhalten trotzdem genug vom lebenswichtigen Phosphor. Der Egli-Fütterungsversuch demonstrierte erstmals in der Schweiz, wie Phosphorausscheidungen in der Schweinehaltung um 50 Prozent reduziert werden können. Die damaligen Erkenntnisse der Egli Mühlen AG gelten heute als Standard in der Schweinefütterung. Kurzum: Die Ökoeffizienz des Phosphors konnte bei Schweinen und Hühnern um 200 Prozent verbessert werden.
Grosse Fortschritte in der Wasserqualität der Seen
Bis in die 1980er-Jahre gehörten schäumende Bäche, Flüsse und Seen aufgrund der hohen Verschmutzung zum Schweizer Alltag. Das Baden in offenen Gewässern war verboten oder nur auf eigene Gefahr erlaubt. Dies vor allem, da häusliche und industrielle Abwässer ohne jegliche Aufbereitung in Oberflächengewässer geleitet wurden. Im Einzugsgebiet des Baldegger- und des Sempachersees im Luzerner Mittelland entwickelten sich zudem die Nutztierbestände, was die Oberflächenwasser durch das unkontrollierte Ausbringen der Gülle zusätzlich belastete. So brachte 1984 das grosse Fischsterben im Sempachersee das Fass zum Überlaufen. Fachleute hatten schon länger auf die grosse Algenentwicklung hingewiesen, welche die hohen Phosphorgehalte im Seewasser verursachten. Mitte der 1980-Jahre lag der Phosphorgehalt bei 150 mg je Kubikmeter. Wie die Grafik zeigt, liegen die Phosphorgehalte in beiden Seen heute unter dem ursprünglich anvisierten Wert von 30 Milligramm und sind nahe beim neuen Zielwert von 15 Milligramm Phosphor je Kubikmeter Wasser. Diverse kommunale Massnahmen im Bereich der Abwasser wie der Bau von Abwasserreinigungsanlagen (ARA) und dem Phosphatverbot in Waschmitteln zeigten Wirkung. Auch die Landwirtschaft war in die Massnahmen eingebunden worden. So wurden ab 1988 über das Gewässerschutzgesetz die Tierbestände begrenzt. Seit Jahren gilt, dass dem Boden nur so viel Phosphor zugeführt werden darf, wie die Pflanzen für ihr Wachstum dem Boden wieder entziehen. Auf Böden in den Seeeinzugsgebieten, die aufgrund der früher praktizierten intensiven Düngung mit Phosphor überversorgt sind, ist die Phosphorzufuhr auf weniger als den Pflanzenbedarf limitiert. Damit wird der im Boden gebundene Phosphor kontinuierlich abgebaut.
Belüftung der Seen
Wieso werden die Mittellandseen trotz der tiefen Phosphorkonzentrationen immer noch belüftet? Der Grund für die Belüftung der Seen liegt nicht in der heutigen landwirtschaftlichen Bewirtschaftung, sondern an den geschilderten übermässigen Phosphoreinträgen der Vergangenheit. Beim früheren Algenwachstum entstand organisches Material am Seegrund, das heute noch abgebaut wird. Dieser natürliche Abbauprozess benötigt Sauerstoff, der dem Wasser entzogen wird. Fehlt Sauerstoff für diesen Abbauprozess, wird Phosphor aus dem organischen Material freigesetzt, und der See «düngt» sich selbst. Das Algenwachstum und somit der Anfall an neuem organischem Material steigen an – ein Teufelskreislauf. Die beiden Seen werden somit immer noch belüftet, um die Altlasten nachhaltig abzubauen. Sind diese Altlasten abgebaut, wird auch die Belüftung nicht mehr notwendig sein.