Geflügel

Doppelte Freude mit ­Geflügelproduktion

Die ungebremste Nachfrage nach Geflügelfleisch bietet Bauern­familien die Möglichkeit, in die wirtschaftlich interessante Geflügelproduktion einzusteigen. Nicht immer sind die betrieblichen Voraussetzungen gegeben, alleine ein Projekt zu realisieren. Eine mögliche Lösung ist die Zusammenarbeit mit einem Partnerbetrieb im Rahmen einer Betriebszweiggemeinschaft (BZG). Seit 2013 produzieren Adrian Flükiger und Jürg Hess aus Dürrenroth BE gemeinsam Geflügel für die Bell AG. Egli-Fokus hat sie besucht.

19. Nov. 2024

Dürrenroth im Eingang zum Emmen­tal ist bekannt durch seinen historischen Landgasthof Bären. Der Egli-­Fokus betrieb für diese Ausgabe jedoch nicht «Wirtschaftskunde» im «Bären», sondern bei Jürg Hess und Adrian ­Flükiger. Sie betreiben im Rahmen einer Betriebszweiggemeinschaft (BZG) gemeinsam einen Geflügelstall. Egli-Fokus wollte von den beiden wissen, wie die Idee zur BZG entstand und was sie anderen interessierten Berufskollegen raten.


Wie entstand die Idee einer BZG zur Geflügel­produktion?


Jürg Hess: In unserer Region werden die Landwirtschaftsbetriebe beim Generationenwechsel in der Regel familienintern übergeben und weiterbetrieben. Die innere Aufstockung ist somit praktisch die einzige Möglichkeit für Betriebswachstum. Ausschlaggebend für mich war 2012 die unbefriedigende Situation bei der Milchproduktion, ich suchte nach einem zusätzlichen Einkommen. Geflügelproduktion schien mir dabei eine prüfenswerte Variante. Der notwendige Platz für die Geflügelhalle, der Kapitalbedarf und die Fläche für den Hofdüngeraustrag bereiteten mir jedoch etwas Kopfzerbrechen. Mit einem Partner wäre das Projekt jedoch realisierbar, fand ich. Bei Waldarbeiten kam ich mit einem Nachbarn ins Gespräch und erzählte ihm von meinem Vorhaben.

Adrian Flükiger: Dieser Nachbar ist mein Vater. Wir waren gerade dabei, die Hofnachfolge zu diskutieren und zu regeln. Ich fand die Idee prüfenswert.


Welche ersten Schritte mussten unternommen werden?


Adrian Flükiger: Wir haben bereits im Maschinenbereich zusammengearbeitet. Wir wussten also voneinander, wie der andere funktioniert. Für den Bau der Halle gab es aus topografischen Gründen nur einen möglichen Standort. Das Praktische: Die Hälfte des Stalls steht auf meiner Parzelle, die andere auf der Parzelle von Jürg.

Jürg Hess: Auch die Partner für die Realisierung waren schnell bekannt. Die Firma Bell zeigte sich interessiert, und wir hatten in den Gesprächen mit den Verantwortlichen von Beginn an ein gutes Gefühl; und für das Futter kam für uns nur die Firma Egli-Mühlen AG infrage.


Was muss im Zusammen­arbeitsvertrag geregelt werden?


Jürg Hess: Die Formulierungen des Vertrages haben wir bewusst schlank gehalten. Wichtig ist, dass die «Scheidung» geregelt ist; was passiert, wenn die Gesellschaft aufgelöst wird. Weiter haben wir geregelt, dass wir die Finanzierung und die Arbeit je hälftig aufteilen und familieneigene und fremde Arbeitskräfte je Arbeitsstunde entlöhnen. Unsere eigene Arbeit entlöhnen wir nicht direkt, sondern machen, je nach Geschäftsverlauf, Kapitalrück­züge zu gleichen Teilen.

Adrian Flükiger: Die Tatsache, dass die Halle zur Hälfte auf meinem Land steht und zur anderen auf Jürgs Land, hat das Vertragswerk vereinfacht. Es brauchte keine Baurechtsverträge und keine Grundbucheinträge und folglich auch keinen Notar.

Geflügelstall in Dürrenroth.

Welches können Stolpersteine sein bei der Realisierung?

Adrian Flükiger: für mich ganz klar die Finanzierung. Ich stand vor der Herausforderung, die Hofübernahme zu finanzieren und gleichzeitig die Investition in die BZG zu stemmen. ­Diese Situation hat mir einige schlaflose Nächte bereitet. Doch in Gesprächen mit meiner Bank und der Bernischen Stiftung für Agrarkredite konnten gute Finanzierungslösungen erarbeitet werden.


Was war hilfreich bei der Realisierung?


Adrian Flükiger: Der Austausch mit einer anderen BZG, welche die Geflügelproduktion betreibt, war sehr wertvoll. Von ihren gemachten Erfahrungen konnten wir profitieren, beim Bau und bei der Arbeitsorganisation.


Wie ist die Arbeitsteilung?


Jürg Hess: Wir erledigen alle Arbeiten zu gleichen Teilen. Bei den Vorbereitungsarbeiten, beim Ein- und Ausstallen und beim Waschen arbeiten beide Betriebsleiter mit. Die Stallarbeit teilen wir wochenweise auf, jeweils von Montag bis Sonntag; die Einstallungswoche wird geteilt. So sind beide immer involviert, und hektischere oder problematische Phasen können so auf zwei Schultern verteilt werden.


Was sind die Erfolgsfaktoren?


Da ist man sich einig: gegenseitiges Vertrauen und keine Rappenspalterei.


Wie lautet Ihr Fazit?


Die Geflügelproduktion ist ein idealer Betriebszweig für die überbetrieb­liche Zusammenarbeit. Die Arbeit lässt sich gut aufteilen und ist zudem gut planbar. Wir wissen lange zum Voraus, wann ein- und ausgestallt wird. Die Geflügelproduktion ist wirtschaftlich interessant, und wir erzielen zusätz­liche Wertschöpfung auf unseren Betrieben. Wir würden heute wieder gleich entscheiden.

Betriebsspiegel Adrian Flükiger
• 23,5 ha LN
• 9 ha Ackerbau: Saatkartoffeln, Gerste, Raps, Mais
• rund 60 Stk. Rindviehweidemast (Tränkekälber bis 660 kg)
• Arbeitskräfte: Betriebsleiter, Ehefrau je nach Bedarf
• Teilzeitarbeit im Metallbau­unternehmen des Bruders

Betriebsspiegel Jürg Hess

• 29 ha LN
• 14,5 ha Ackerbau: Saatkartoffeln, Saatgetreide, Raps
• 22 Milchkühe, Emmentaler-­Produktion
• Arbeitskräfte: Betriebsleiter, ­Vater, Familie je nach Arbeits­anfall (Ehefrau, 4 Jungs)

Bei Interesse an weiteren Informationen zum Einstieg in die lukrative Geflügel­produktion nehmen Sie mit uns Kontakt auf: 062 748 96 66.
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