Rindvieh

Umweltfreundliche Rindviecher

Methan, Kohlendioxid und Stickstoffoxide gelten als die wichtigsten Treibhausgase. Methan hat ein 20-fach
höheres Erwärmungspotenzial als Kohlendioxid (CO2) und neben der Öl- und Gasförderung (Erdgas besteht hauptsächlich aus Methan) gilt auch die Rindviehhaltung als Emissionsquelle

03. Mai 2021

Das Rindvieh verwertet für seine Ernährung überwiegend vom Menschen nicht nutzbare Pflanzenstoffe (Gras, Heu und Stroh). Damit produzieren sie wertvolle Nahrungseiweisse in Form von Milch und Fleisch. Bei der Verdauung des Futters entsteht jedoch auch Methan (CH4), das durch Rülpsen sowie aus Mist und Gülle freigesetzt wird.

Erkenntnisse aus der Forschung

Professor Frank Mitloehner* von der kalifornischen Universität Davis hat sich auf die Messung und Minderung von Luftschadstoffen aus der Tierhaltung spezialisiert. Zusammen mit anderen Experten publizierte er kürzlich einen Fachbericht zum Thema «Methan, Kühe und Klimawandel». Dass sich Methan stark von anderen Treibhausgasen unterscheidet, ist eine wichtige Erkenntnis der kalifornischen Forscher. Kohlendioxid und Stickstoffoxide haben eine sehr lange Lebensdauer, bleiben diese doch für Hunderte, wenn nicht Tausende von Jahren in der Luft. Methan ist anders. Seine Lebensdauer dauert nur zehn Jahre, da es in einem natürlichen Prozess zu CO2 umgewandelt wird.

Das von Kühen produzierte Methan (biogenes Methan) ist zudem Teil des natürlichen Kohlenstoffkreislaufes. In diesem Kreislauf entziehen Pflanzen der Atmosphäre CO2, produzieren mittels Photosynthese Kohlenhydrate und setzen dabei Sauerstoff frei. Die Kühe fressen diese pflanzlichen Kohlenhydrate und setzen bei deren Verdauung Methan frei. Nach etwa zehn Jahren in der Atmosphäre wird diesesMethan in CO2 umgewandelt. Der Kreislauf ist somit analog der erneuerbaren Energien (Holz-Feuer-Baum) geschlossen. Somit entsteht durch den Methanausstoss unserer Grasfresser kein andauernder Nettozuwachs an CO2. Anders beim Verbrennen von fossilem Methan: Hier wird im Boden gespeicherter Kohlenstoff als CO2 freigesetzt. Dieses CO2 sammelt sich an, verbleibt in der Umwelt und trägt so zum Klimawandel bei.

Der Rindviehbestand der Schweiz hat in den letzten 30 Jahren bei gleichbleibender Milchmenge um 18 Prozent
abgenommen. Weniger Kühe produzieren weniger Methan, was bei gleichviel produzierter Milch die Ökoeffizienz beträchtlich verbessert. Im Streben nach einer noch nachhaltigeren Milchproduktion wird zudem in wissenschaftlichen Versuchen erforscht, wie durch Rationsanpassungen (Zusatzstoffe, spezielle Raufutter Komponenten etc.) die Methanemissionen reduziert werden können. Reduzierungen von bis zu 30 Prozent sind gemäss diesen Studien künftig möglich.

Egli Fokus Kohlenstoff c
 

Stickstoffverluste in Form von Ammoniak – eine Herausforderung
Tier und Mensch scheiden überschüssiges Eiweiss als Harnstoff aus. Beim Lagern und Ausbringen von Kot und Harn bildet sich aus Harnstoff das unangenehm riechende Gas Ammoniak. Gebunden im Boden ist Ammoniak aber ein wertvoller Nährstoff für das Wachstum der Pflanzen. Landwirte reduzieren schon heute mit verschiedenen technischen Massnahmen die Ammoniakverluste. Besonders effizient sind bauliche Massnahmen wie das Abdecken der Güllenlager und eine Ausbringtechnik, die das Ammoniak in den Boden einbringt. So bestehen heute die Möglichkeiten, über 90 Prozent der Ammoniakverluste zu vermeiden und den wertvollen organischen Stickstoff den Kulturpflanzen als Naturdünger verfügbar zu machen.

Die sinnvollste Verminderung der Ammoniakverluste in der Nutztierhaltung beginnt aber bereits bei der Fütterung. So ist es Ernährungsfachleuten in den letzten Jahren gelungen, den Einsatz an Futtereiweiss für die Ernährung von Schwein und Huhn stark zu reduzieren und das ohne Abstriche beim Wachstum oder der Tiergesundheit. Dies wurde möglich dank vertieftem Wissen über den Eiweissstoffwechsel der Nutztiere und der Entwicklung von naturidentischen Eiweissbausteinen (Aminosäuren), die dem Futter zugemischt werden. Die Anwendung dieser Technologien spart in der Fütterung der Schweizer Schweine und Hühner umgerechnet jährlich rund 150’000 Tonnen Soja. Das entspricht etwa 40 Prozent der heutigen Soja Importe.

Jedes Prozent Reduktion im Futtereiweiss reduziert die Harnstoffausscheidung um 10 Prozent und die
Ammoniakverluste um 20 Prozent. Die Ökoeffizienz des Futtereiweiss hat sich dadurch stark verbessert, und unsere Nutztierfutter werden zudem ständig weiterentwickelt.

*https://clear.ucdavis.edu/explainers/biogenic-carbon-cycle-and-cattle

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