Wieso interessieren Sie sich für die Landwirtschaft?
Ich verbinde damit schöne Kindheitserinnerungen. Meine Grossmutter führte einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb. Als Kind habe ich jeweils im Herbst mitgeholfen, das Obst aufzulesen, um es dann mit dem Traktor in die Mosti, die frühere Granador, zu fahren. Das hat mir immer viel Freude gemacht. Später kam die Leidenschaft zu Pferden dazu, die bis heute anhält. Diese Erfahrungen kommen mir zugute, wenn ich heute unseren wunderschönen Kanton im Ständerat vertreten darf. Luzern ist immerhin der drittgrösste Landwirtschaftskanton der Schweiz.
Welche Bedeutung hat die Versorgungssicherheit?
Versorgungssicherheit ist für die Souveränität unseres Landes wichtig. Je höher der Grad der Eigenversorgung ist, umso weniger sind wir von anderen abhängig. Natürlich wird eine 100-prozentige Selbstversorgung nicht möglich sein. Dennoch ist es in unserem ureigensten Interesse, dass wir uns zu einem möglichst hohen Grad selber versorgen können. Denn nur dann ist es auch möglich, auf die Qualität der Produkte, die uns die Landwirtschaft liefert, Einfluss zu nehmen.
Wo kaufen Sie Ihre Nahrungsmittel ein und worauf achten Sie?
Ich kaufe Produkte aus der Region, wenn möglich auch direkt auf dem Bauernhof.
Wie erleben Sie das Verhältnis Landwirtschaft und Natur im Seetal?
Das Seetal ist meine Heimat. Hier kann ich Kraft tanken. Die Balance zwischen Natur, Wohnen und Arbeiten stimmt. Das Seetal als Ganzes sehe ich auf einem guten Weg, auch wenn wir natürlich immer besser werden können. Was die Agrarpolitik angeht, muss ich unmissverständlich festhalten, dass die beiden Agrarinitiativen, über die wir am 13. Juni 2021 abstimmen, Mogelpackungen sind. Die Titel sind verfänglich und tönen gut. Wer will nicht eine intakte Landschaft und sauberes Trinkwasser? Wenn ich aber den Inhalt anschaue, stelle ich fest, dass die Initiativen nicht halten können, was sie versprechen. Ich will eine verlässliche Politik, keine Scheinlösungen. Was wir im Parlament bezüglich Boden- und Wasserqualität ausgearbeitet haben, ist eine deutlich sinnvollere und zielführendere Antwort auf diese aktuellen Fragen. Damit geben wir unseren Bäuerinnen und Bauern zudem Planungssicherheit und lenken die Produktion ganz gezielt und verlässlich in die richtige Richtung.
Was erwarten Sie von der Landwirtschaft?
Heute möchten die Menschen, dass auf den Schutz der Umwelt geachtet wird. Sie wollen gesunde Lebensmittel und sauberes Trinkwasser. Hier müssen wir gemeinsam Aufklärungsarbeit leisten, vor allem auch deshalb, weil sich die Landwirtschaft in den letzten Jahren positiv entwickelt hat. Ausserdem bin ich überzeugt, dass sich die Landwirtschaft noch massiv verändern wird. Die kommenden 20 Jahre werden geprägt sein von technologischem Fortschritt und Innovationen. Hier müssen die Politik und die Landwirtschaft aufeinander zugehen und ihre Chancen nutzen. Es braucht ein Vertrauensverhältnis zwischen Gesellschaft, Landwirtschaft
und Politik.
Welche Rolle spielt die Landwirtschaft für die einheimische Lebensmittelindustrie?
Allein in unserem Kanton sind fast 13’000 Menschen in der Landwirtschaft beschäftigt. Wenn man noch deren Familien dazu zählt, kommen wir auf ein Mehrfaches. Das zeigt die wichtige Rolle der Landwirtschaft. Aber auch nachgelagerte Branchen wie die verarbeitende Industrie, also die Nahrungsmittelproduktion, bieten viele spannende Arbeitsplätze. Diese haben nur eine Zukunft, wenn der gesamte Kreislauf innovativ bleibt. Gemeinsam müssen wir optimale Bedingungen schaffen, dass sich Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie weiterentwickeln können. Deshalb will ich weiterhin dafür sorgen, dass unsere Landwirtschaft produziert und nicht zu einem administrativen Moloch wird.
Wieso engagieren Sie sich an vorderster Front gegen die beiden Agrarinitiativen?
Weil diese Initiativen viel zu radikal sind. Sie gefährden die einheimische Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion durch unrealistische Auflagen und verteuern die Produkte derart, dass der Einkaufstourismus noch mehr angekurbelt würde. Klar, die Initianten weisen auf wichtige Punkte hin. Diese müssen wir aufnehmen und bessere Lösungen erarbeiten. Das machen wir gemeinsam, Schritt für Schritt, damit wir verlässliche Partner bleiben. Die Agrarinitiativen bringen keinen Mehrwert, weder für das Trinkwasser noch für die Umwelt und schon gar nicht für die Landwirtschaft und die Nahrungsmittelproduktion. Im Gespräch mit dem Luzerner Ständerat Damian Müller.