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LANDWIRTSCHAFT: EIN KLIMABÖSEWICHT? VIELLEICHT AUCH NICHT!

Die Landwirtschaft wird vom zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) als eine der Hauptquellen von Treibhausgasen bezeichnet und damit als Klimabösewicht dargestellt. Professor Per Frankelius veröffentlichte einen Bericht im wissenschaftlichen Magazin «Agronomy Journal», der diese Ansicht in Frage stellt.

16. Okt. 2020

Ein grundlegender Prozess in der Landwirtschaft ist die Photosynthese, in welcher das Treibhausgas Kohlendioxid von Pflanzen aufgenommen und gleichzeitig Sauerstoff produziert wird. Ein Teil des Kohlendioxids wird in Pflanzenwurzeln fixiert, während der grösste Teil in Form von Kohlenhydraten gebunden wird, die geerntet und in anderen Bereichen der Gesellschaft verwendet werden. Dabei handelt es sich um pflanzliche Produkte wie Getreide, Früchte, Gemüse oder auch Gras.

«Die Tatsache, dass Nutzpflanzen Kohlenstoff binden und gleichzeitig Sauerstoff produzieren genau wie der wachsende Wald, ist ein positiver Effekt, der in den Berechnungen des IPCC nicht berücksichtigt wird», sagt Per Frankelius, Professor für Betriebswirtschaft an der schwedischen Universität Linköping. «Diese Ansicht basiert auf einem Denkmuster, das im Wesentlichen nie in Frage gestellt wurde. Politiker und Entscheidungsträger müssen jedoch die gesamte Bandbreite der Klimaauswirkungen der Landwirtschaft verstehen, sonst besteht die Gefahr, dass Entscheidungen getroffen werden, welche die langfristige Nachhaltigkeit negativ beeinflussen», erklärt Per Frankelius.

«Wir brauchen hinsichtlich der Landwirtschaft und Nachhaltigkeit eine ganzheitliche Perspektive.»
Per Frankelius, Agronomy Journal

Die Rechtfertigung dafür, dass Nutzpflanzen nicht als positiver Faktor einbezogen werden, liegt wahrscheinlich darin, dass Kohlendioxid im nächsten Schritt der Nahrungskette gebildet wird – nämlich dann, wenn die Produkte der Landwirtschaft von Menschen verdaut werden. «Aber das findet in einem anderen Sektor statt: Es ist nicht Teil der Landwirtschaft», betont Per Frankelius. Dabei stellt er nicht in Frage, dass die Landwirtschaft auch eine beträchtliche Menge negativer Treibhausgase produziert, und es wichtig ist, diese auf nachhaltige Weise zu reduzieren. Per Frankelius zeigt in seinem Bericht auch konkrete Massnahmen auf, wie im Agrarbereich Emissionen reduziert werden können.Die Schlussfolgerungen, die Per Frankelius zieht, sind eindeutig: Um eine langfristige Nachhaltigkeit zu erreichen, müssen eingefahrene Ansichten, welche die Beurteilung der Landwirtschaft bei den politischen Entscheidungsträgern beeinflussen, überdacht werden. Die Komplexität der Landwirtschaft muss umfassend berücksichtigt werden, damit auch wirklich jene Aspekte verbessert werden, die zu den Nachhaltigkeitszielen beitragen können.

Quelle: Per Frankelius, Agronomy Journal, 13. Mai 2020
https://phys.org/news/2020-07-agriculture-climate-villain.html
https://acsess.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/agj2.20286

Grafik Klima
Jeder Sektor der Gesellschaft verursacht Treibhausgase. Die Landwirtschaft unterscheidet sich jedoch von anderen Sektoren aufgrund der pflanzlichen Photosynthese. Pflanzen produzieren Sauerstoff (O2) und geben ihn in die Atmosphäre ab, während sie gleichzeitig Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre einfangen und binden.
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