Importe von Eiweissfuttermitteln werden von Umweltschutzorganisationen immer wieder kritisiert. Dabei geht oft vergessen, dass 75 % des benötigten Proteinbedarfs der Schweizer Nutztiere aus einheimischer Produktion stammen und nur 25 % importiert werden müssen. Gleichwohl wird nach Lösungswegen gesucht, um den Inlandanteil zu erhöhen und damit die Importabhängigkeit zu reduzieren. Dem Anbau von Eiweisspflanzen (z. B. Soja, Erbsen, Ackerbohnen) sind aus klimatischen Gründen Grenzen gesetzt. Ein möglicher Lösungsweg ist die Produktion von Insektenprotein. Insekten können mit organischen Nebenprodukten oder Abfällen gefüttert und in ihrer Larvenform als Protein- und Energiequellen für Schweine und Geflügel genutzt werden. So könnten Nährstoffkreisläufe sinnvoll geschlossen werden. Insektenprotein ist von hoher Qualität und weist ein für Nutztiere günstiges Aminosäuremuster auf.
Insekten gelten als Nutztiere
Forschungsinstitute und Firmen arbeiten intensiv an Projekten zur Nutzung von Insektenmehl in Mischfutter. Auch die Egli- Mühlen AG ist bei wissenschaftlichen Versuchen beteiligt und kann dabei wertvolle Erfahrungen mit Insektenmehlen für Geflügel und Schweinefutter sammeln. Damit sind wir an vorderster Front dabei und bestens vorbereitet, wenn Insekten auch tatsächlich in der Nutztierfütterung eingesetzt werden dürfen. Vor Kurzem hat die Zulassungsbehörde der Europäischen Union Insektenmehle zur Fütterung an Nutztiere wie Schweine und Geflügel bewilligt, und wir gehen davon aus, dass die Schweizer Behörden nachziehen werden.
Von 0 auf 100 in 15 Tagen
Viele Insektenarten können organisches (Abfall-) Material, das sich nicht für die menschliche Ernährung oder auch nicht für die direkte Verfütterung an Nutztiere eignet, verwerten. Dadurch entsteht protein- und fettreiche Insektenbiomasse. Larven wie jene der schwarzen Soldatenfliege verhundertfachen ihr Anfangsgewicht innerhalb von 15 Tagen. Insekten werden futtermittelrechtlich als Nutztiere betrachtet. Sie dürfen deshalb nur mit bewilligten organischen Futtermaterialien gefüttert werden. Substrate wie Schlachtabfälle oder Mist sind damit ausgeschlossen. Werden Insektenlarven aber mit Nebenprodukten gefüttert, die direkt an Nutztiere verfüttert werden können (z. B. Weizenkleie), entsteht eine Konkurrenzsituation mit der Nutztierfütterung. Solche Nebenprodukte werden effizienter direkt an Schweine- und Hühner verfüttert, denn jede zusätzliche Stufe der Nahrungskette reduziert die Effizienz, wobei wertvolle Energie verloren geht. Vor allem minderwertige Nebenprodukte wie Früchte- oder Gemüseabfälle sind für die «Insektenproduktion» geeignet.
Die EU geht voraus
Bei Geflügel, Fischen und teilweise auch Schweinen gehören Insekten zum natürlichen Fressverhalten. In der Schweiz sind Insektenmehle zurzeit nur als Fischfutter zugelassen. Bereits haben sich im europäischen Markt spezialisierte Unternehmen wie Ynsect in Frankreich entwickelt, welche Insektenlarven aufziehen, mästen und zu Insektenmehlen mit hohem Proteingehalt aufarbeiten. Wir verfolgen die Entwicklung gespannt und bleiben für unsere Tierproduzenten am Ball.